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Leider ist die Bewertung von Arbeitssystemen in der Dienstleistungsforschung noch unbekannt. Wie üblich in Diskussionen um Digitalisierung heisst es: „Der Mensch steht im Mittelpunkt“, wobei Hans-Jörg Bullinger vor Jahrzehnten ergänzte: “und damit allen im Weg“. Aber heute ist die Wissenschaft international und da heisst es dann „Man in the loop“. Ein Konzept, das vielleicht zur Gestaltung in einer Weltraumkapsel oder im Kampfflugzeug dient, vielleicht auch noch beim maschinellen Lernen, aber nicht bei der Gestaltung und Bewertung ganz normaler „Lohnarbeit“.

Arbeitswissenschaft hat die Aufgabe zu analysieren, zu bewerten und zu gestalten. Seit 50 Jahren wird das Arbeitssystem mit arbeitswissenschaftlichen Kriterien bewertet. In den 80er Jahren war ein Bewertungssystem entstanden, das - theoretisch fundiert - auf Arbeitssysteme der Produktion angewandt wurde. Mit der Tertiarisierung und der Bedeutung der Nachhaltigkeit machten sich aber immer mehr Schwächen bemerkbar. Leider waren die Informatik und die Dienstleistungsforschung – im Gegensatz zu den Ingenieur- und Sozialwissenschaften vor über 40 Jahren – nicht im Stande die Bewertung der Arbeitssysteme fort  zu entwickeln.

In der Arbeitswissenschaft selbst erschien es, dass durch die Konzeption der Interaktionsarbeit eine Weiterentwicklung möglich sein könnte. Durch neue Entwicklungen wie die Forderung der Inklusion oder der Nachhaltigkeit ist allerdings ein gewisser Stillstand in der Entwicklung eingetreten. Ohne die Weiterentwicklungen wird das Bewertungssystem in seinem Nutzen und in seiner Handhabbarkeit stark eingeschränkt, allerdings ohne seinen heuristischen Nutzen zu verlieren (s. Anlage). Hier ist eine Kooperation zwischen Dienstleistungsforschung und Arbeitswissenschaft dringend notwendig.

Vereinbarkeit von Beruf und Pflege

Anmerkungen zur Fachtagung in der evangelischen Akademie Loccum am 17. und 18. Januar 2024

Die häusliche Pflege durch Familie und Zugehörige ist derzeit das Rückgrat der deutschen Altenpflege. Sie wird in Zukunft angesichts der demographischen Entwicklung noch erheblich an Bedeutung gewinnen. Die demographische Entwicklung zwingt auch dazu, dass immer mehr Berufstätige zusätzlich auch Pflegedienstleistungen erbringen müssen. Unter den heutigen Rahmenbedingungen führt das dazu, dass in immer größerem Umfang berufliche Arbeit aufgegeben oder sukzessive reduziert werden muss. Damit gehen auch Qualifikationen verloren, die schon heute fehlen. Die Notwendigkeit, berufliche Arbeit und Pflege-Arbeit neu aufeinander abzustimmen wird aber bisher weder in der Pflege- noch in der Arbeits-und Unternehmenspolitik ausreichend berücksichtigt. Angesichts der inzwischen verfügbaren neuen und in der Pandemie - Zeit erprobten technischen und organisatorischen Instrumente ergeben sich demgegenüber völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten in der häuslichen Pflege sowie vor allem auch für eine pflegefreundliche Gestaltung der Berufsarbeit.

Die Fachtagung „ Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Koordination und Kooperation und Arbeit in Betrieben und Sorgen Netzwerken“ konzentriert sich auf diese neuen Möglichkeiten einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. In der Pflegeversorgung müssen Lösungsansätze nicht nur an einzelnen Versorgungssegmenten ansetzen, sondern an Konzepten, um die verschiedenen Instanzen zu vernetzen. Versorgungsbrüche zwischen Leistungserbringern, Professionen und Kostenträgern behindern die Umsetzung patientenorientierter Konzepte. Daraus folgt in der häuslichen Pflege oft eine stärkere zeitliche und gesundheitliche Belastung der Pflegepersonen. Dies wirkt sich bei berufstätigen Pflegenden unmittelbar auf ihre Berufstätigkeit aus. Die Folge ist, dass häusliche Pflegearrangements frühzeitig scheitern und es zu vermeidbaren Einweisungen in die stationäre Pflege oder auch Krankenhauseinweisungen kommt.

Vor diesem Hintergrund müssen neue Ansätze entwickelt und erprobt werden, die eine sektorübergreifende Zusammenarbeit aller Akteure gewährleisten oder verbessern. Eine umfassende Vernetzung von Unterstützungs-, Beratungs-, Leistung-und Teilhabeangeboten ist dazu erforderlich. Die Vernetzung gilt aber nicht nur für den Pflegebereich im engeren Sinne, sondern muss bei berufstätigen Pflegenden auch den betrieblichen Bereich umfassen. Hierzu gibt es einige neue Ansätze, die aber noch nicht in ein einheitliches Konzept integriert wurden.

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