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Phase 2 der Globalisierung

Globale Perspektiven

Die USA und China gehen beide gestärkt aus der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 hervor. Die USA bleiben Hegemonialmacht und Regulator der Weltwirtschaft und als unersetzbares Leitwährungsland insbesondere der Finanzmärkte. China hat an wirtschaftlicher und finanzieller Kraft gewonnen und kann jetzt seine interne Entwicklung unvorantreiben und seinen Einfluss in Südostasien ausdehnen. Verlierer ist Europa, das durch die Folgen der Krise von Fragmentierung bedroht ist.
In den nächsten 10 Jahren müssen vor allem gigantische Kapitalien (derzeitige Liquiditäts-und Risikoreserven) in reale, gewinntragende Investitionen gelenkt werden. Nach den Erfahrungen der Immobilienblase wird dies von Anmfang an mit staatzlicher Beteiligung erfolgen müssen. Der Staat wird aber aufgrund der Austeritätspolitik nicht selbst investieren, sondern nur als „letzter“ Risikoträger fungieren. Damit können die großen Aufgaben der Zukunft angegangen werden. Dazu zählen vor allem:

  • Zunehmende Urbanisierung v.a. in den aufstrebenden Ländern („Megacities“) mit ihrem großen Infrastrukturbedarf
  • Wachstum der Mittelschichten, v.a. in Asien mit der Wirtschaftsentwicklung und dem Bedarf an gebildeten Arbeitnehmern
  • Umwelt- und Klimaschutz, Rohstoffsicherung und Altmaterialrecycling
  • Schrittweiser Umbau des Energgiesystems und Nutzung der Gasreserven

Diese Entwicklung wird auf Grund der zunehmenden inhärenten Instabilität der Waren- und Finanzmärkte unterbrochen werden durch neue Wirtschafts- und Finanzkrisen. Die Entwicklung Asiens unter zunehmendem wirtschaftlichen Einfluss Chinas und die sich daraus ergebenden wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen werden sich auch über die Krisen hinweg durchsetzen. Zwar sind die USA für den Zeitraum bis 2030 noch der maßgebliche Garant für die Krisenbekämfpung. Sie müssen aber mehr und mehr mit den aufstrebenden asiatzischen ändern kooperieren und müssen deshalb auch bei dem damit verbundenen Interessenausgleich Kompromisse schließen. Das derzeitige Bestreben der USA, eine stabile wirtschaftliche und militärische Einflusszone in Asien gegen China aufzubauen, wird mit dem Wachstum des chinesischen Binnenmarktes und der zunehmenden Handels- und Investitionsverflechtungen zwische China und den anderen Ländern zunehmend weniger erfolgreich sein.

Die Globalisierung wird weiter voranschreiten, aber unter neuen Bedingungen und Formen

Zunächst maßgeblich für die weitere Entwicklung der Globalisierung sind:

  • Entstehung großer liberalisierter Räume (TTIP für USA-Europa; entsprechende asiatische Zone für USA –Südostasien)
  • Die Rolle Indiens und Chinas

Beide sind noch nicht völlig in die neoliberalen Strukturen eingebunden und verfügen deshalb noch über eine größere nationale Autonomie in der Geld, Kapital-, Finanz- Wirtschafts-, Arbeitsmarkt und Sozialpolitik.

Weitere Entwicklung Chinas
China ist derzeit bestrebt, das exportorientierte Wachstumsmodell schrittweise zu einem binnenwirtschaftlichen umzubauen. In dem Maße und in dem Tempo, in dem dies gelingt, wird die Mittelschicht in China von derrzeit ca. 200 Mio auf 300 bis 400 Mio anwachsen. Damit würde ein großer Binnenmarkt in China entstehen mit großen
Exportchancen für die Süd-Ost-Asiatischen Länder und Japan.Hier kann sich ein zweites Zentrum der Weltwirtschaft bis 2030 entwickeln.Auch als Rohstoff- und Energieimporteur wird China für viele Länder, insbesondere Rußland, die Golf-Staaten und Afrika eine immer größere Rolle spielen.China wird seine derzeitige Position als „Fabrik der Welt“ weiter ausbauen und in den Bereichen hochwertige Qualitätsprodukte und High-Tech vertiefen, ggfs in Kooperation mit Japan und Korea.

Indien
Indien wird aufgrund der internen sozialen Probleme keine vollständie Liberalisierung und Eingliederung in den (amerikanisch geprägten) Weltmarkt durchführen können. Insofern stehen auch bis 2030 große Teile der indischen Arbeitsbevölkerung dem Weltmarkt nicht zur Verfügung. Das weltweite Reservoir verfügbarer billiger, ungelernter Arbeitskräfte wird stagnieren mit erheblichen Konsequenzen für die weltweite Lohnentwicklung und die realen Kosten der Konsumgüter.Exzessiver Konsum wird auch in vielen „reichen“ Ländern abnehmen.

Europa und Deutschland
Die europäische Politik nach der Krise hat zwar den Kollaps der Banken verhindert, die Staatsfinanzen jedoch ruiniert und die Arbeitslosigkeit explodieren lassen. Eine gemeinsame europäischen Beschäftigungs- und Entwicklungspolitik besteht nicht, weil die Elitenstrukturen in Europa zuu unterschiedlich sind. Finanzhilfen drohen in Vetternwirtschaft und Korruption zu verschwinden.Strukturreformen –nicht im Sinne der Austeritätspolitik sondern im Sinne einer Entwicklungs- und Modernisierungspolitik- scheitern daran, dass die herrschenden Eliten an ihren alten Privilegien festhalten.

Je mehr Europa in den atlantischen Wirtschaftsgroßraum integriert wird („TTIP“), desto weniger Unterstützung wird eine weitere Integration (Wirtschafts-und Finanzpolitik, Technologie und Wissenschaft, Parlament) erhalten. Europa droht die Fragmentierung, auch wenn der Euro als gemeinsame Währung, als virtueller Dollarstandard bleibt.Deutschland wird in Zukunft bei europäischen Projekten mehr auf wechselnde „Koalitionen der Willigen“ setzen müssen.

Deutschlands Integration in die Weltwirtschaft wird weiter voranschreiten. Die Großunternehmen mit Verwaltungssitz in Deutschland sind schon heute auch von der Eigentümerstruktur her weltweit verflochten. Mit zunehmender Notwendigkeit, in den neuen Wachstumstregionen zuhause zu sein, wird diese Verflechtung weiter zunehmen und neue Unternehmenskulturen prägen.

Auch der exportorientierte Mittelstand wird stärker in diese weltweite Verflechtung hineingezogen.Marktsicherung im Ausland setzt Kooperationen voraus und der Eintritt ausländischer Unternehmen in den deutschen/europäischen Markt schafft ebenfalls Übernahmen und joint ventures. Die Eigentümerstruktur deutscher Unternehmen wird aber nicht allein durch US Firmen, Fonds und Banken bestimmt werden. Japanische, koreanische und chinesische Firmen werden zunehmend versuchen, Fuß zu fassen (Beisp. Gildemeister).

Angesichts der fortbestehenden Schwächen Deutschlands auf vielen Hochtechnologiegebieten, v.a. der I&K Technologien und zwar v.a. bei der industriellen Umsetzung, sind sehr viele große und mittlere Firmen auf die Fortsetzung einer inkrementellen Innovationspolitik angewisen. Dazu sind gut ausgebildete, hochqualifiziertze Arbeitskräfte, v-a- Facharbeiter erforderlich, die in der Lage sind, mit anderen Firmen und wissenschaftlichen Einrichtungen zusammen zu arbeiten.

Neben „globalen“ Faktoren wird dieser noch eher wachsende Innovationsdruck die Unternehmenskulturen prägen. Wesentlich ist weiterhin, welchen Einfluss hier neue Technologien ausüben.

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