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Megatrends in Interaktion

Megatrends verändern die Arbeitswelt

Teil 1 : Identifizierte Megatrends in den Studien und ihre Verknüpfungen

Die analysierten Studien weisen große Übereinstimmungen bezüglich der identifizierten Trends, aber auch große, insbesondere systematische Unterschiede bei der Analyse der Wechselwirkungen und demzufolge der Auswirkungen und Handlungsanforderungen auf. Vor allem die Studien der Beratungsfirmen sind hier eher deterministisch ausgerichtet, während v.a. die Studie des NIC (National Intelligence Council) die Unsicherheit und die Variabilität bestimmter Entwicklungen berücksichtigt. So unterscheidet die NIC-Studie Trends und "Game Changer". Trends sind - für den betrachteten Zeitraum - durch menschliche Aktionen nur wenig veränderbar; "Game Changer“ führen prinzipiell auch zu erheblichen Strukturveränderungen, ihre Entwicklung und ihre Ausprägungen, ihre Interaktion mit anderen Faktoren sind jedoch stärker entscheidungsabhängig und deshalb mit großen Unsicherheiten behaftet.

Die NIC-Studie identifiziert als Megatrends:

(1) Individualisierung
Armutsreduktion, Wachstum der Mittelklasse im globalen Maßstab, besserer Zugang
zu Bildung und die weitverbreitete Nutzung der I&K- und Fertigungstechnologien
sowie Fortschritte in der Medizin verstärken Gewicht, Einfluss und Ansprüche
des Einzelnen.

(2) demografische Trends
weltweite Zunahme des Durchschnittsalters v.a. in den entwickelten Ländern,
steigende Weltbevölkerung (ca. + 1.2 Mrd bis 2030), v.a. in den weniger
entwickelten Ländern, und eine weitgehende Verstädterung der Weltbevölkerung.

(3) Rohstoffe, Energie, Nahrungsmittel
 Mit steigender Weltbevölkerung und steigendem Wohlstand wächst der Verbrauch
von Rohstoffen, Wasser, Energie und Nahrungsmitteln weltweit. Preissteigerungen
und Verknappungen können hier ärmeren Bevölkerungsgruppen und/oder Regionen
stark treffen.

(4) Multipolarisierung der Welt
Neue Zentren der Weltwirtschaft werden auch zu neuen politischen Machtzentren.
Dies gilt insbesondere für die großen Staaten in Asien und Lateinamerika.

Von den Megatrends unterscheidet die NIC-Studie „Game Changer“. Dazu zählen:

  • zukünftige Trends der Globalisierung
  • Leistungsfähigkeit staatlicher und supranationaler Instanzen, Konflikte innerhalb und zwischen Staaten zu bewältigen
  • regionale Instabilitäten
  • zukünftige Rolle der USA
  • Auswirkungen neuer Technologien

Über die Megatrends (1) bis (3) besteht Einigkeit auch bei den anderen Studien. Die Hay-Studie betont allerdings stärker den Einfluss der Klimaänderungen beziehungsweise die Notwendigkeit der CO 2-Reduktion. Weiterhin schreibt die Hay-Studie der Digitalisierung Trendcharakter zu, d.h. Digitalisierung setzt sich dominant auch gegen vielfältige Widerstände durch. Neben der Digitalisierung wird aber auch der Entwicklung weiterer Technologien ein trendmäßiger Einfluss zugeschrieben. Dazu zählt vor allem die Konvergenz der Nano-, Bio-, Info- und Cogno-Wissenschaften und -Technologien  sowie die Medizintechnik, industrielle Fertigungstechnik, Energietechnik, Technologien zur Nahrungsmittelproduktion.

Die KPMG-Studie sieht auch die öffentliche Verschuldung als einen wesentlichen, die zukünftige Entwicklung beeinflussenden Faktor an.

Die Roland Berger-Studie betont die Dringlichkeit von Maßnahmen zum Ressourcen- und Klimaschutz und stellt noch stärker die technologische Dynamik und den Trend zur Wissensgesellschaft mit der Folge zunehmender Innovationskonkurrenz heraus.

Die Studie der Bertelsmann-Stiftung umfasst alle genannten Faktoren.

Neben der Frage, wie einzelne Faktoren und Trends in den einzelnen Studien dargestellt und gewichtet werden, ist die Frage des Systemzusammenhangs und der wechselseitigen Beeinflussungen der Faktoren für die Abschätzung zukünftiger Entwicklungen des Arbeitslebens von großer Bedeutung.

Der Prozess der Globalisierung seit den 1980er Jahren hat bisher den größten Einfluss auf Arbeitsmarkt, Arbeitsorganisation, Arbeitsabläufe und das  Arbeitsleben insgesamt gehabt. Von der weiteren Entwicklung der Globalisierung bzw. vom Management der den globalisierten Märkten inhärenten Instabilität hängt auch in Zukunft die Ausprägung anderer Megatrends in starkem Maße ab. Dazu zählt vor allem das weitere Wachstum der Mittelschichten, die Infrastrukturausstattung einschließlich Bildung und Forschung in den sich entwickelnden Ländern, damit aber auch die Entwicklung des Lohnniveaus in diesen Ländern.

Preisentwicklung und Verfügbarkeit von Rohstoffen, Energie und Nahrungsmitteln können auf die weitere Entwicklung der globalen Wirtschaft starken Einfluss nehmen. Als dominanter Trend zur Nachhaltigkeit können sie jedoch auch einen von der Globalisierungsentwicklung unabhängige Einfluss ausüben.

Maßgeblich für den weiteren Verlauf der Globalisierung und v.a. für die Bewältigung der damit einhergehenden Krisen sind die Funktionen und die Gestaltungsmacht nationalstaatlicher und supranationaler Instanzen. Eine Analyse der weiteren Entwicklung der Globalisierung umfasst also notwendigerweise die integrative Betrachtung mehrerer Trends.

Der zweite Teil der Untersuchung bezieht sich deshalb auf die Globalisierung und damit verbundene Faktoren.

Im dritten Teil werden die technologische Entwicklung und die Auswirkungen des demographischen Wandels betrachtet.

Im vierten und abschließenden Teil werden die einzelnen Entwicklungstrends zusammengeführt, um die Konsequenzen für die Zukunft des Arbeitslebens darzustellen. Davon ausgehend wird die Frage behandelt, ob die humane Gestaltung der Arbeit und des Arbeitslebens nicht auch zu einem bestimmenden Faktor werden kann.

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